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Mit seinem Konzept des Synchronizitätsprinzips hat Jung eine Verstehensbasis gegeben, von der aus die bisher voneinander getrennten Bereiche von Psyche einerseits und Materie andererseits in ihrem Zusammenhang gesehen werden können.
Als bekanntestes Beispiel für Synchronizität führt Jung ein Erlebnis in seiner Praxis an. Eine Patientin erzählte ihm einen Traum, in dem ihr ein goldener Skarabäuskäfer geschenkt wird. Schon dieser Traum löst große Verwunderung in ihr aus. Als zudem, noch während der Besprechung des Traums, ein vergleichbarer Käfer ans Fenster des Behandlungszimmers fliegt, ist sie überwältigt von diesem Zusammentreffen. Jung fängt diesen Käfer und überreicht ihn ihr mit den Worten: „Hier ist Ihr Skarabäus.“ Dieses sinnhafte, synchronistische Zusammentreffen von Traum und Außenwirklichkeit erschüttert den bisherigen, rein rationalen Standpunkt der Patientin und eröffnet ihr durch die Synchronizitätserfahrung die Ahnung einer Bedeutung hinter diesem Zusammentreffen sinnverwandter Ereignisse. Von da an bewegt sich etwas in ihrer Analyse.
Warum interessiert es, über Synchronizität nachzudenken? Letztlich geht es darum, ob es möglich ist, in den uns zugeordneten, zugemuteten Ereignissen unseres Lebens, die man früher „schicksalhaft“ nannte, Sinn zu erkennen. Das synchronistische Zusammenspiel, das Ineinandergreifen von psychischer und stofflicher Wirklichkeit, ist vor allem im Zusammenhang mit Sinnfindung in unser aller Leben relevant.
Prof. Dr. Ingrid Riedel ist Dozentin und Lehranalytikerin an den C. G. Jung-Instituten Zürich und Stuttgart.