„Eine bessere Welt ist möglich“ – mit dieser Quintessenz beschloss Prof. Brigitte Dorst ihren Vortrag „Schwierige Zeiten, Krisen und Schicksalsschläge überstehen“ am 15. Januar auch als persönliches Bekenntnis zu einer hoffnungsgetragenen Grundhaltung zum Leben.
Rund 70 Zuhörer:innen waren der Einladung zum zweiten Online-Vortrag der C. G. Jung-Gesellschaft gefolgt – über diesen Zuspruch haben wir uns gefreut und fühlen uns durch viele positive Rückmeldungen bestärkt, weitere Online-Angebote zu machen.
Ihren Vortrag begann Brigitte Dorst mit der Feststellung, dass Krisen mit notwendigen Veränderungen und Wandlungsprozessen des Menschen zu tun haben – auf vielen verschiedenen Ebenen. Ausgehend von aktuellen Forschungen zu den psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigte sie zum einen, dass Angst und Verunsicherung zunächst als eine normale Reaktion auf reale Bedrohungen anzusehen sind. Zum anderen machte sie deutlich, dass hinter den Ängsten oft ungenannt das Thema Sterben und Tod verborgen ist, das existenzielle Ängste hervorruft: Ängste vor dem Verlust nahestehender, geliebter Menschen und auch des eigenen Lebens.
In ihren Ausführungen stellte sie die Psychodynamik von Lebenskrisen dar, deren Auslöser Erfahrungen von Krankheit und Tod, von Trennung und Verlust in Partnerschaften und Familie sein können, aber auch Ereignisse wie ein Umzug, eine Kündigung oder auch Urlaubszeiten oder das Weihnachtsfest. Krisen – oft von lebensverändernden Ereignissen ausgelöst – sind Zeiten besonderer Gefährdung, von denen Menschen in sehr unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein können, abhängig auch von ererbten Dispositionen und bisherigen Lebenserfahrungen. Krisen können aber auch Chancen eröffnen und als Lernaufgabe verstanden werden, die das Leben stellt.
Krisen, so Brigitte Dorst, sind charakterisiert von einem Ungleichgewicht zwischen der subjektiven Bedeutung eines Problems und den jeweils individuell zur Verfügung stehenden Bewältigungsmöglichkeiten eines Menschen. Die Stärkung der Resilienz steht daher im Mittelpunkt, wenn es um die Bewältigung von Krisen geht. Resilienz kann als die Widerstandskraft der Seele verstanden werden, als eine Art psychisches Immunsystem, das die inneren Stabilisierungs- und Heilkräfte umfasst und fördert. Den Zugang zu den eigenen inneren Kraftquellen mit Hilfe von Imagination, Phantasie und Intuition zu finden, spielt aus tiefenpsychologischer Sicht dabei eine wesentliche Rolle.
Brigitte Dorst führte aus, dass im Zusammenhang mit Resilienz einige Grundhaltungen und Lebenseinstellungen besonders relevant sind, darunter Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit, Gelassenheit, Spiritualität und Hoffnung. Auf die Hoffnung, die laut Ernst Bloch „Arbeit gegen die Lebensangst“ bedeutet, ging sie besonders ein. Sie zu wecken, zu nähren, zu pflegen und zu erneuern sei eine wesentliche Voraussetzung für den Weg durch Krisen hindurch.
Ein sehr persönlicher Austausch von Erfahrungen, zahlreiche Kommentare und Nachfragen aus dem Kreis der Zuhörerinnen und Zuhörer schlossen sich an den Vortrag an – auch dies ein hoffnungsvolles Zeichen, dass inmitten der „Distanz-Krise“ das Erleben von Nähe und Zugewandtheit möglich wurde.