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Warum ausgerechnet das Nō-Spiel aus dem 14./15. Jahrhundert? Jung selbst zog es zwar nie in seine Theoriebildung mit ein, wohl aber der Schweizer römisch-katholische Geistliche, Missionar, Sinologe und Japanologe Thomas Immoos (1918–2001), der generationenbedingt stark unter dem Eindruck von Jung stand und mehr als die Hälfte seines Lebens als Germanistik-Professor an der Tokyoter Sophia-Universität zubrachte. Immoos versuchte den Nachweis zu erbringen, dass Jungs Archetypentheorie bei der Interpretation des klassischen Nō-Theaters erhellende Möglichkeiten bietet.
Am besonders bekannten und heute noch in Japan häufig aufgeführten Stück Aoi no ue (»Die hohe Dame Aoi«), das zunächst anhand von Video- und Text-Ausschnitten genauer vorgestellt wird, soll exemplarisch erörtert werden, inwiefern dies zutrifft.
Gemäß Immoos ist das Nō-Spiel als »Psycho-Drama« zu verstehen, und in der Tat offenbart die jeweilige Hauptfigur immer ein seelisches Leiden, das tiefenpsychologisch besonders im Hinblick auf archetypische Erscheinungsformen untersucht werden kann.
Das Seminar lädt im zweiten Teil dazu ein, sich aktiv an der Analyse zu beteiligen. Als Basis dient Jungs Unterscheidung zwischen psychologischer und visionärer Dichtung und damit nichts weniger als die übergeordnete Frage nach dem Verhältnis zwischen Psychologie und Literatur.
Prof. Dr. Harald Meyer, Bonn, ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie Leiter der Abteilung für Japanologie und Koreanistik.
Bitte beachten Sie, dass das Seminar entgegen unserer ursprünglichen Ankündigung am aktuellen Standort der Melanchthon-Akademie, Sachsenring 6, 50677 Köln stattfindet, nur wenige Minuten vom Haus der Evang. Kirche entfernt.
Analytische Psychologie, Literatur und Kunst, LK-1
Kostenbeitrag: Mitglieder 50,00 €, Nichtmitglieder 60,00 €
Anmeldung erforderlich
4 UStd.
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