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Welcher Zusammenhang besteht zwischen Demut und Lebensführung? Was hat Demut damit zu tun, sein eigenes Leben zu leben? C. G. Jung hat in einem langjährigen Selbstexperiment seinen eigenen seelischen Entwicklungsweg im sog. „Roten Buch“ festgehalten und ihn mit diesem Zitat pointiert. Seine persönliche Erfahrung einer grundlegenden psychischen Entwicklung, Transformation und Ganzwerdung, für die Jung den Begriff „Individuation“ prägte, begründete sein ganzes späteres Werk.
Im Vortrag soll dieses zentrale Konzept der Analytischen Psychologie erschlossen werden. Dabei geht es u.a. um folgende Fragen: Welchen Gesetzmäßigkeiten folgt der Individuationsprozess? Was bietet Orientierung auf diesem Weg? Und wie kann Demut als grundlegend dafür verstanden werden?
Die Grundhaltung der Demut erscheint heute zwar obsolet, gesamtgesellschaftlich gesehen wird sie jedoch dringend benötigt. Vor dem Hintergrund einer Auseinandersetzung mit dem Demutsbegriff werden die einzelnen Schritte und Stufen der Individuation, der menschlichen Ganzwerdung, aufgezeigt.
Die dargestellten Erkenntnisse Jungs zur Demut sind auf zentralen Eckpfeilern des Christentums aufgebaut, wobei er diese im Kontext der Individuation auf ganz eigene Weise interpretiert. Daher stellt sich im Vortrag abschließend die Frage, ob Jungs Sichtweise der „Demut, sein eigenes Leben zu leben“, eine hilfreiche Weiterführung und Befreiung in der Entwicklung des Menschen – individuell, kollektiv – bedeutet oder ob sie gefährdet ist, sich in einem introspektiven Egozentrismus zu erschöpfen.
Dr. oec. et phil. Dorothee Sutter-Stickel, Stäfa / Schweiz ist Fachpsychologin für Psychotherapie und Psychoanalytikerin (C. G. Jung).